Marktmacht ausgewählter Branchen der deutschen Ernährungswirtschaft auf internationalen Märkten

THOMAS GLAUBEN, JENS-PETER LOY

Published: 01.03.2001  〉 Heft 2 (von 8) 2001  〉 Resort: Article 
Submitted: N. A.   〉 Feedback to authors after first review: N. A.   〉 Accepted: N. A.

ABSTRACT

In dem vorliegenden Beitrag wurden zwei empirische Ansätze, der "pricing to market" und der "residual demand elasticity" Ansatz, zur Überprüfung von Marktmacht des deutschen Ernährungssektors (Bier, Kakaopulver, Konfekt und Fruchtgummi) auf den für Deutschland zentralen internationalen Märkten angewendet. Die Datengrundlage der Analysen bilden monatliche Mengen und Werte deutscher Exporte von Bier, Konfekt, Kakaopulver und Fruchtgummi nach USA (US), Kanada (CA) Frankreich (FR), Belgien (BL), Italien (IT) und Großbritannien (UK) für den Zeitraum von April 1991 bis Mai 1998. Beide Modelle identifizieren Marktmacht durch die Preis- und Mengenreaktionen des Exportsektors auf Wechselkursschwankungen. Beim "pricing to market"-Ansatz wird geprüft, in welchem Umfang Wechselkursänderungen die Exportpreise gemessen in der Währung des Exporteurs bestimmen (Wechselkurstransmissionselastizität). Eine signifikante Wechselkurstransmission deutet auf eine Abweichung vom "law of one price" und damit auf die Ausübung von Marktmacht hin. Beim "residual demand elasticity"-Ansatz wird auf die Existenz von Marktmacht geschlossen, wenn der betrachtete Exporteur einer signifikant fallenden Nachfrage gegenübersteht, oder anders ausgedrückt, wenn die inverse residuale Nachfrageelastizität im offenen Intervall zwischen Null und minus Eins liegt.Auf vier Exportmärkten, dem US-amerikanischen und kanadischen Biermarkt, dem Fruchtgummimarkt in Großbritannien sowie dem Markt für Kakaopulver in Italien, ergaben sich signifikante Wechselkurstransmissionselastizitäten mit Werten um -0,7, welche auf monopolistisches Preissetzungsverhalten im Rahmen des "pricing to market" Ansatzes schließen lassen. Daraus folgt, dass die Ausübung von Marktmacht durch deutsche Exporteure auf diesen Märkten nicht abgelehnt werden kann. Im Rahmen des RDE-Modells konnte allerdings auf keinem der betrachteten Märkte die Ausübung von Marktmacht durch deutsche Exporteure identifiziert werden. Die beiden Modelle ergaben somit zum Teil inkonsistente Ergebnisse und deuten in der Mehrzahl der Fälle auf vollkommenen Wettbewerb hin. Die durchschnittlichen Exportpreise hingegen weisen signifikante Divergenzen zwischen den verschiedenen Destinationen auf, was ein starkes Indiz für die Ausübung von Preisdiskriminierung (Marktmacht) ist. Folglich ist die Eignung der präsentierten theoretischen Modelle in Bezug auf die Erklärung der beobachteten Preisgleichgewichte fraglich. Eine Modifikation der Modellansätze, z.B. durch die weitergehende Berücksichtigung des Verhaltens von Konkurrenten, könnte die den Erklärungsgehalt der Modelle verbessern.

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Dr. THOMAS GLAUBEN, Institut für Ernährungswirtschaft und Verbrauchslehre und Dr. JENS-PETER LOY, Institut für Agrarökonomie, Christian-Albrechts-Universität, Olshausenstr. 40, D-24098 Kiel, E-Mail: jploy@agric-econ.uni-kiel.de
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