A model-based approach to moral hazard in food chains
What contribution do principal-agent-models make to the understanding of food risks induced by opportunistic behaviour?

Norbert Hirschauer

Published: 17.06.2004  〉 2004-53-5  〉 Resort: Article 
Submitted: N. A.   〉 Feedback to authors after first review: N. A.   〉 Accepted: N. A.

ABSTRACT

Nahrungsmittelrisiken entstehen unter anderem dann, wenn opportunistische Akteure der Wertschöpfungskette unter Ausnutzung von Informationsasymmetrien Verhaltensnormen brechen, ohne dass
die dadurch negativ beeinflussten Produkteigenschaften (Vertrauenseigenschaften) offensichtlich sind. Aufgrund eines solchen Mangels an Markttransparenz unterliegen Käufer bei jeder Transaktion dem Risiko, minderwertige (Qualitätsrisiko) oder gesundheitsschädliche Produkte (Gesundheitsrisiko) zu kaufen. Aus Sicht der schlechter informierten Käufer geht es darum, ein optimales Vertrags- und Kontrolldesign festzulegen, das opportunistisches Verhalten vorgelagerter Akteure und damit Markversagen ausschließt, obwohl weder die qualitätsbeeinflussenden Aktivitäten noch die Produkteigenschaften direkt beobachtet werden können.

Aufgrund des offensichtlich spieltheoretischen Charakter des Prob-lems wird im vorliegenden Beitrag untersucht, welches grundsätzliche Analysepotenzial Prinzipal-Agenten-Modelle für verhaltensinduzierte Nahrungsmittelrisiken haben. Dazu wird ein binäres stochastisches Moral-Hazard-Modell abgeleitet, das in der Lage ist, die Entscheidungssituation des Käufers (Prinzipals) und des Verkäufers (Agenten) abzubilden. Dieses Modell berücksichtigt die Kosten einer anreizkompatiblen Entlohnung, die Kontrollkosten, verhinderte Schäden durch Aussortierung schadhafter Partien sowie eine begrenzte Rückverfolgbarkeit, die bei den meisten Nahrungsmittelrisiken eine maßgebliche Rolle spielt. Bei Kenntnis der Kosten der Normeinhaltung, des stochastischen Zusammenhangs zwischen dem Verhalten des Agenten und der Produktqualität sowie der prozentualen Rückverfolgbarkeit lässt sich mit Hilfe des Modells z.B. die anreizkompatible und kostenminimale Kombination von Kontrollintensität und Preis für eine gegebene Kontrollkostenfunkti-on und maximal zulässige Sanktionshöhe bestimmen.

Mit Blick auf praktische Anwendungen bleibt die empirische Daten-beschaffung die große Herausforderung. Aufgrund seiner relativ geringen Datenanforderungen ist das abgeleitete binäre Modell für zukünftige praktische Anwendungen grundsätzlich gut geeignet: Erstens kann es für eine positive Analyse von Wertschöpfungsketten genutzt werden, in dem Sinne, dass diejenigen Stellen bzw. Prozessaktivitäten identifiziert werden können, bei denen die größten ökonomischen Anreize für normwidriges Verhalten vorliegen. Zweitens lässt sich mit Hilfe des Modells eine normative Analyse durchführen mit dem Ziel, ein Vertrags- und Kontrolldesign zu identifizieren, das mit geringsten Kosten Anreize für normgerechtes Verhalten gibt und somit präventiv wirkt. Drittens lässt sich mit seiner Hilfe die Effizienz verschiedener Systemstrukturen im Sinne verschiedener Organisationsformen der Wertschöpfungskette und der Kontrolle unter Berücksichtigung von Veränderungskosten vergleichen.

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DR. NORBERT HIRSCHAUER
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