Auswirkungen einer Entkopplung von Ausgleichszahlungen auf den EU-Getreidemarkt

HORST GÖMANN

Published: 04.11.2002  〉 Jahrgang 51 (2002), Heft 8 (von 8)  〉 Resort: Article 
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ABSTRACT

Die in der Halbzeitbewertung der gemeinsamen Agrarpolitik enthaltenen Reformvorschläge der Europäischen Kommission haben die Diskussion über die zukünftige Ausgestaltung der Direktzahlungen an die Landwirtschaft intensiviert. Die EU-Kommission empfiehlt eine Entkopplung der Direktzahlungen von der Produktion, wobei die Direktzahlungen in Zahlungsrechte je ausgleichsberechtigter Fläche umgewandelt werden sollen. Durch diese Maßnahme käme es jedoch nicht zur beabsichtigten Umschichtung der Direktzahlungen „vom Erzeugnis zum Erzeuger“, sondern eher zu einem verstärkten Abfluss der Direktzahlungen an Bodeneigentümer. Aus diesem Grund werden in der vorliegenden Studie die Auswirkungen einer Umwandlung der bisherigen Prämien in personengebundene Direktzahlungen auf den Getreidemarkt der EU als Gegensatz zu flächenbezogenen Direktzahlungen untersucht. Zur Ermittlung der Auswirkungen dieser Maßnahme werden für die gesamte EU möglichst homogene Produktionsstandorte abgegrenzt. Die Abgrenzung erfolgt anhand der regionalen Referenzerträge für Getreide sowie des Anteils der Ackerfläche an der landwirtschaftlichen Nutzfläche in unterschiedlichen Betriebstypen der Regionen. Für diese Produktionsstandorte werden Vollkosten des Anbaus von Getreide, Ölsaaten und Eiweißpflanzen in Abhängigkeit der Betriebsgröße kalkuliert, um ein Kostensenkungspotenzial durch Strukturwandel auf diesen Standorten abschätzen zu können. Folgende Ergebnisse sind hervorzuheben. 1) Die EU verfügt über gute Voraussetzungen für den Getreideanbau, weil ein Großteil der Produktion auf wettbewerbsfähigen Standorten erfolgt, so dass die EU auch zu Weltmarktbedingungen Nettoexporteur für Getreide bleibt. Jedoch kann es bei Beibehaltung des Interventionspreissystems und gleichzeitiger Aufhebung der Flächenstilllegung zu einem unkontrollierten Anstieg der Lagerhaltung kommen. 2) Auch auf den günstigen Standorten ist ein deutlicher Strukturwandel notwendig, um ein Kostensenkungspotenzial zu realisieren, das zur Erzielung positiver Bodenrenten erforderlich ist, wenn keine Flächenprämien gezahlt werden. Je nach Entwicklung der Weltmarktpreise werden den Kalkulationen zufolge zwischen 20 000 und 50 000 Jahresarbeitskrafteinheiten aus der Landwirtschaft abwandern. 3) Ohne Flächenprämien würden die Bodenrenten und damit die Pachten deutlich zurückgehen und zu einem entsprechenden Einkommensrückgang bei den Bodeneigentümern führen. Bei Vergabe der Prämienrechte ausschließlich an aktive Erzeuger wären besonders die ehemaligen Betriebsleiter betroffen, die bereits aus der Produktion ausgeschiedenen sind und bei denen die Pachteinnahmen einen substanziellen Beitrag zur Alterssicherung darstellen.

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Dr. HORST GÖMANN, Forschungsgesellschaft für Agrarpolitik und Agrarsoziologie e.V. Bonn, Ferdinand Lassalle Straße 1, D?53175 Bonn, ++49 (0) 228 634781 (E-mail: faabonn#goemann@t-online.de)
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