2 Die Märkte für Getreide, Ölsaaten und Kartoffeln

Friedrich Uhlmann

Published: 01.01.2001  〉 Heft 1/2000  〉 Resort: Article 
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ABSTRACT

Die Weltgetreideernte des Jahres 2000 (Weizen, sonstiges Getreide und Reis) wird den Umfang des Vorjahres nicht erreichen. Für Weizen werden kräftige Produktionseinbußen aus der VR China und Nordafrika gemeldet. Ebenso verfügen die traditionellen Exporteure mit Ausnahme der EU über kleinere Weizenernten. Flächeneinschränkung und Qualitätseinbußen haben die globale Reisernte beeinträchtigt, und die zunächst optimistischen Ernteschätzungen für sonstiges Getreide mussten zurückgenommen werden.
Von einer Getreideverknappung an den internationalen Märkten kann trotzdem nicht gesprochen werden; denn in den Exportländern sind keine einschneidenden Veränderungen der Weizen und Futtergetreidebestände zu erkennen. Im Gegenteil, Ende 2000/01 wird sogar mit einer Zunahme der Weizenbestände in der EU und der Futtergetreidebestände in den USA gerechnet. Das niedrige Preisniveau auf dem Weltmarkt führte dazu, dass die durchschnittlichen Erzeugerpreise für Weizen in den USA zeitweise deutlich unter das Niveau der US-Loan-Rate von 94,8 US-$/t gesunken sind. Als Folge des starken US-$ und der Senkung des EU-Interventionspreises für Getreide um 7,5 % im Rahmen der Agenda 2000 weicht das Stützpreisniveau für Weizen in der EU nur noch minimal von demjenigen der USA ab. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Beleihungsrate für Weizen in den USA für den Erzeugerpreis gilt, während der Interventionspreis in der EU auf der Großhandelsebene ansetzt.
Nach vorläufigen Schätzungen wird die Getreideernte der EU in 2000 ca. 214 Mill. t betragen und damit das Vorjahresergebnis um 6,6 % übertreffen. In Deutschland sank der durchschnittliche Ertrag witterungsbedingt um ca. 3,9 %, doch wurde aufgrund der Flächenausweitung mit 45,2 Mill. t gegenüber dem Vorjahr ca. 1,7 % mehr Getreide geerntet.
Da 1999/2000 letztmalig die in den Vorjahren nicht ausgenutzten Exportkontingente auf den subventionierten Export angerechnet werden durften, sind die so erhöhten Exportmöglichkeiten von der Kommission zur Verringerung der Interventionsbestände genutzt worden. Dagegen stehen 2000/01 für den subventionierten Export nur die im WTO-Vertrag vereinbarten Kontingente von 14,4 Mill. t Weizen und 10,8 Mill. t sonstigem Getreide (jeweils einschl. Verarbeitungsprodukte) zur Verfügung. Obwohl mit einem Anstieg der Getreideverfütterung in der EU von knapp 3,5 Mill. t in 2000/01 gerechnet wird, sind daher zum Jahresende große Überschüsse (Weichweizen, Roggen und Gerste) zu erwarten. In Deutschland dürfte der Weizenexport das Vorjahresniveau erreichen, der Export von Roggen und Gerste aber nicht zu so günstigen Bedingungen erfolgen wie 1999/00. Die sehr kleine Sommergerstenernte dürfte größere Importe von Braugerste erforderlich machen. Für Getreide insgesamt wird eine unveränderte Einfuhr in Höhe von 5 Mill. t erwartet, während die Getreideausfuhr einschl. der Verarbeitungsprodukte um knapp 3,5 Mill. t auf 12, 7 Mill. t sinken könnte.
Der Preisverfall auf den Kartoffelmärkten in der zweiten Hälfte 1999/00 hatte die Erzeuger in der EU veranlasst, den Anbau zur Ernte 2000 einzuschränken, doch wurden die Flächen insgesamt nur moderat zurückgenommen. Die ausgeprägte Trockenheit im Vorsommer ließ zunächst die Hoffnung aufkommen, dass die Ernte deutlich unter dem Ergebnis des Vorjahres bleiben könnte. Das hat sich jedoch nicht bewahrheitet, die Kartoffelernte der EU wird für 2000 sogar geringfügig höher angegeben als für 1999. Im Gegensatz zu 1999 entsprach der Preisverlauf an den deutschen und europäischen Speisekartoffelmärkten nach der Ernte 2000 dem hohen Angebot. In den Überschussregionen waren die Kartoffelerzeuger bereits während der Ernte bestrebt, qualitativ nicht einwandfreie Partien so schnell wie möglich zu vermarkten. Das Angebot an Speisekartoffeln war dem entsprechend groß. Trotz einer erwarteten Zunahme der deutschen Kartoffelausfuhren, des Nahrungsverbrauchs und der Verarbeitung zu Stärke, wird der Futterrest auf knapp 1,5 Mill. t geschätzt. Eine ähnliche Überschusssituation wird für Frankreich, Belgien und die Niederlande erwartet. Eine Preiserholung ist damit an den europäischen Speisekartoffelmärkten nicht in Sicht.

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Friedrich Uhlmann, FAL-MA, Bundesallee 50, D-38116 Braunschweig
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