Die ersten Schätzungen der Weltzuckerproduktion für das Jahr 1999/2000 belaufen sich auf ca. 135,7 Mill. t Rohzuckerwert (+2,5 % gegenüber dem Vorjahr). Überdurchschnittliche Zuwächse werden vor allem in Thailand (+15 %), Australien (+12 %), Brasilien (+9 %), Indien (+3,5 %) und in der Europäischen Union (+6,8 %) erwartet und auch die USA werden ihr Rekordergebnis von 1998/99 noch einmal steigern. Demgegenüber wird auf der Nachfrageseite nur mit einem Wachstum von unter 2 % gerechnet, was ein weiteres Anwachsen der Endbestände zur Folge hat. Dies lässt auch in naher Zukunft nicht auf eine fundamentale Erhöhung der Weltmarktpreise hoffen, die in diesem Jahr zeitweise unter 5 cts/lb Rohzucker gefallen waren. Neben der Angebots-Nachfrage-Situation hat dazu vor allem die Abwertung des brasilianischen Real beigetragen, die verstärkte Exporte Brasiliens zur Folge hatte. Frühestens im Mai 2001 wird mit einem nachhaltigen Anstieg der Weltmarktpreise gerechnet, da längerfristig von einer Reduzierung der brasilianischen Produktion ausgegangen wird. Ob dies jedoch eintritt, ist fraglich, da die Produktionskosten im Süden Brasiliens bei ca. 5 cts/lb und damit noch weit unter den augenblicklichen Preisen liegen. Außerdem zieht Brasilien zur Zeit in Erwägung, den Zuckerrohranbauern in Regionen mit geringerer Produktivität, vor allem im Norden des Landes, höhere Beihilfen zu zahlen, um zu verhindern, dass der Zuckerrohranbau zurückgeht, da dieser in den ärmeren Regionen einen nicht unbedeutenden Beitrag zum Einkommen der Farmer liefert.Trotz der sich seit fünf Jahren verschlechternden fundamentalen Weltmarktlage, reagieren einige wichtige Marktteilnehmer nicht auf die Preissignale des Weltmarktes, da deren Zuckerwirtschaften durch die bestehenden Agrarmarktordnungen weitgehend vom Weltmarkt abgeschottet werden. Dazu zählen vor allem die USA und die Europäischen Gemeinschaft, die ihre hohen Binnenmarktpreise durch Außenschutzregelungen stützen. Die Internationale Vereinigung der Europäischen Zuckerrübenanbauer (CIBE) hatte ihren Mitgliedern zwar empfohlen, die Anbaufläche für das ZWJ 1999/2000 weiter einzuschränken, diese Empfehlung wurde aber weitgehend ignoriert. Vor allem Belgien und die Niederlande haben die Flächen trotz der ungünstigen Weltmarktlage ausgedehnt. Der Grund für diese Entscheidung der niederländischen und belgischen Zuckerrübenanbauer liegt auf der Hand. Im Jahr 1998/99 wurde in den Niederlanden die B-Quote nicht und in Belgien nur knapp erfüllt. Ein Nichtausnutzen der Höchstquote bedeutet jedoch sowohl für die Zuckerrüben anbauenden Landwirte als auch für die Zuckerindustrie einen Gewinnentgang.Obwohl die nicht ausgenutzten GATT-Restriktionen der letzten Jahre zu den festgesetzten Auflagen im Jahr 1999/2000 addiert werden können, dürfte es in diesem Jahr daher bei dem hohen Anstieg der EU Produktion um fast 7 % zu einer nachträglichen Quotenkürzung um ca. 100 000 t kommen.Größere Probleme könnten auf die Zuckerwirtschaft der EU im Jahr 2000/01 zukommen, da die GATT-Auflagen in diesem letzten Jahr des Abkommens vor allem beim Export von Nicht-Anhang I Produkten sehr restriktiv sein werden. Der EU Kommission stehen als Lösungalgorithmen eine Senkung der Marktpreise und/oder eine stärkere Umwandlung von Quoten- in Nicht-Quotenzucker zur Verfügung. Zu beachten ist dabei, dass im Nicht-Anhang I Bereich, der im GATT-Abkommen anders behandelt wird als Zucker und Produkte des Anhang I, gleiche Wettbewerbsbedingungen auf Drittlandsmärkten in Bezug auf den Rohstoff nur gegeben sind, wenn ein voller "Preisausgleich" gezahlt wird, es sei denn, zur Produktion von Exportprodukten wird aktiver Veredlungsverkehr bedingungslos gestattet.