Wie viel bringt eine verbesserte Produktionsprogrammplanung auf der Grundlage einer systematischen Auswertung empirischer Zeitreihen? – Die Bedeutung von Prognosemodellen …

Oliver Mußhoff, Norbert Hirschauer

Published: 19.05.2006  〉 Jahrgang 55 (2006), Heft 4 (von 8)  〉 Resort: Article 
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ABSTRACT

In diesem Beitrag wird das Verbesserungspotenzial von Optimierungsverfahren im Vergleich zu empirisch beobachtbaren Programmentscheidungen der landwirtschaftlichen Unternehmenspraxis im Rahmen einer Fallstudie untersucht. Dazu werden für vier ausgewählte Brandenburger Marktfruchtbetriebe ausgehend vom Informationsstand der Landwirte zum jeweiligen Planungszeitpunkt modellgestützt optimierte Alternativprogramme für insgesamt sechs Planzieljahre aufgestellt. In der normativen Optimierungsrechung wird die Gesamtdeckungsbeitragsvarianz des tatsächlichen Programms, die implizit die subjektive Risikoeinstellung des jeweiligen Landwirts widerspiegelt, als Restriktion (Obergrenze) berücksichtigt. Gleichzeitig wird die Unsicherheit hinsichtlich der zu erzielenden Deckungsbeiträge über eine systematische statistische Auswertung der vorhandenen empirischen Daten (Einzeldeckungsbeitragszeitreihen) erfasst und bei der Optimierung berücksichtigt. Die Datenauswertung und damit die Schaffung der Informationsgrundlage für dieses risikobehaftete Planungsproblem erfolgt in drei verschiedenen Varianten, nämlich über (1) einfache Schätzungen statischer Verteilungen, (2) systematische Zeitreihenanalysen unter der Annahme linearer stochastischer Prozesse und (3) ergebnisoffene Zeitreihenanalysen, die auch nichtlineare stochastische Prozesse als Ergebnis zulassen. Diese drei Varianten unterscheiden sich sowohl hinsichtlich der methodischen Anforderungen als auch der Qualität der Datenauswertung.

Der Vergleich empirischer und normativer Ergebnisse ergibt in Abhängigkeit von der Qualität der Datenauswertung ein differenziertes Bild: Berücksichtigt man das Risiko lediglich über einfache Verteilungen, so haben die modellgestützt optimierten Alternativprogramme kein Verbesserungspotenzial gegenüber den von den Landwirten tatsächlich getroffenen Anbauentscheidungen. Dies scheint zunächst die Ablehnung formaler Optimierungsmodelle durch die landwirtschaftliche Unternehmenspraxis zu bestätigen. Dies ändert sich allerdings grundlegend, wenn man nicht einfach a priori eine statische Verteilung unterstellt, sondern eine explizite Zeitreihenanalyse der empirischen Beobachtungswerte durchführt. Bei Zugrundelegung der damit verbesserten Informationsbasis wären im Durchschnitt der zurückliegenden sechs Jahre die Gesamtdeckungsbeiträge, die durch eine Planung mit Hilfe eines formalen Optimierungsverfahrens hätten erzielt werden können, deutlich besser ausgefallen.

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DR. OLIVER MUßHOFF
Humboldt-Universität zu Berlin,
Institut für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus,
Fachgebiet Allgemeine Betriebslehre des Landbaus
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