Wetterderivate: Ein Instrument im Risikomanagement für die Landwirtschaft?

Ernst Berg, Bernhard Schmitz, Michael Starp, Hermann Trenkel

Published: 05.04.2005  〉 Jahrgang 54 (2005), Heft 3 (von 8)  〉 Resort: Article 
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ABSTRACT

Die Risiken, denen landwirtschaftliche Betriebe ausgesetzt sind, werden künftig zunehmen. Das legt es nahe, sich mit neuen Instrumenten des betrieblichen Risikomanagements zu beschäftigen. Im vorliegenden Beitrag werden Wetterderivate untersucht, für die sich in den USA bereits ein florierender Markt herausgebildet hat. Anders als herkömmliche Finanzderivate basieren diese auf Witterungskennwerten wie Temperatur oder Niederschlag und ermöglichen damit die Verbriefung von Risiken, die aus der Unsicherheit über den Witterungsverlauf resultieren. Da sie auf das Mengenrisiko abzielen, stellen Sie ein Komplement zu den Instrumenten zur Absicherung von Markt- bzw. Preisrisiken, wie z.B. Warenterminkontrakten dar.

Ziel des Beitrags ist es, die betrieblichen Einsatzmöglichkeiten sowie die Wirkung von Wetterderivaten aufzuzeigen. Nach einer Erörterung ihrer wichtigsten Charakteristika und Funktionsweisen sowie der bisherigen Marktentwicklung liegt der Schwerpunkt der Ausführungen auf Modellkalkulationen zur exemplarischen Quantifizierung der betrieblichen Wirkungen eines Wetterderivats. Das gewählte Fallbeispiel bezieht sich auf den Kartoffelanbau. Die benötigten Ertrags- und Wetterdaten stammen von einer Versuchsstation der Landwirtschaftskammer Hannover. Die Analyse des Zusammenhangs zwischen Ertrag und Wettervariablen führt zur Konstruktion eines Wetterderivats als Option auf einen Niederschlagsindex. Mittels stochastischer Simulation wird sodann dessen Auswirkung auf die Wahrscheinlichkeitsverteilung des Erlöses quantifiziert.

Im Ergebnis zeigt sich, dass Wetterderivate durchaus ein nützliches Instrument zur Risikoabsicherung in der Landwirtschaft darstellen können. Da das Wissen um ihre Wirksamkeit aber bislang relativ gering ist, besteht noch ein erheblicher Forschungsbedarf. Dieser bezieht sich auf die Auswahl geeigneter Erzeugnisse und Wetterindizes, das darauf basierende Kontraktdesign, methodische Fragen der Bewertung und der Einbindung in das betriebliche Risikomanagement sowie nicht zuletzt auf die Frage, welche Partner unter welchen Bedingungen bereit sind, das Risiko zu übernehmen, das die Landwirte mittels Wetterderivaten abzusichern gedenken.

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PROF. DR. ERNST BERG
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Institut für landwirtschaftliche Betriebslehre
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