Welche Tierwohlmaßnahmen sollten in einem Tierwohlprogramm umgesetzt werden? Eine Stakeholder-Analyse

Heinke Heise, Ludwig Theuvsen

Published: 01.12.2017  〉 Volume 66 (2017), Number 4, 245-264  〉 Resort: Article 
Submitted: N. A.   〉 Feedback to authors after first review: N. A.   〉 Accepted: N. A.

ABSTRACT

Als Reaktion auf die steigende Besorgnis vieler Verbraucher hinsichtlich des Tierwohls in intensiven Haltungssystemen für Nutztiere sind in den letzten Jahren einige Programme, die Lebensmittel tierischen Ursprungs aus besonders artgerechter Tierhaltung vermarkten (sog. Tierwohlprogramme), auf den Markt gekommen. Um ein Tierwohlprogramm erfolgreich im Markt zu implementieren und größere Marktanteile als bislang zu erreichen, bedarf es der Akzeptanz ver-schiedener Anspruchsgruppen (Stakeholder) entlang der Wertschöpfungsketten für Fleisch und andere Produkte tierischen Ursprungs. Aus diesem Grund wurden in diesem Beitrag Landwirte, Tierärzte und Verbraucher in drei quantitativen empirischen Untersuchungen zu der wahrgenommenen Wichtigkeit sowie der praktischen Umsetzbarkeit von 13 in der Öffentlichkeit viel diskutierten Tierwohlmaßnahmen befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass die unterschiedlichen Stakeholdergruppen in ihren Einschätzungen teilweise stark variieren. Die Ergebnisse veranschaulichen aber auch, dass es nicht unmöglich erscheint, ein Tierwohlprogramm so auszugestalten, dass es den Bedenken der Verbraucher Rechnung trägt und zugleich bei den in die Nutztierhaltung direkt involvierten Experten auf Akzeptanz stößt. Bei einigen der untersuchten Tierwohlmaßnahmen besteht derzeit allerdings noch weiterer Forschungsbedarf, um deren Umsetzbarkeit in der konventionellen Nutztierhaltung weiter zu verbessern. Dies gilt in erster Linie für die Bereitstellung von Auslauf und den Verzicht auf Eingriffe am Tier, da diese Kriterien von den Verbrauchern als besonders bedeutsam für das Wohlbefinden von Nutztieren eingestuft und gleichzeitig von den konventionell wirtschaftenden Landwirten als vergleichsweise schwierig umzusetzen wahrgenommen werden. Aus den Ergebnissen dieser Studie lassen sich erste Empfehlungen für die Konzeption von Tierwohl-programmen ableiten Die Untersuchungsergebnisse können auf diese Weise dazu beitragen, ein breiteres Marktsegment für Lebensmittel tierischen Ursprungs (Milch-, Eier-, Fleischprodukte), die unter Berücksichtigung höherer Tierwohlstandards erzeugt worden sind, zu erschließen und so dem zunehmend kritischer werdenden Diskurs zwischen Landwirtschaft und der breiteren Öffentlichkeit entgegenzuwirken.

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HEINKE HEISE
Georg-August-Universität Göttingen
Dept. für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung,
Lehrstuhl Betriebswirtschaftslehre des Agribusiness
Platz der Göttinger Sieben 5, 37073 Göttingen
E-Mail: hheise@gwdg.de
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