In der jüngeren Vergangenheit wird der Umgang mit Tieren, insbesondere den sogenannten landwirtschaftlichen Nutztieren, von der Gesellschaft zunehmend kritisch hinterfragt. Solche tierethischen Wertvorstellungen zum moralisch richtigen Umgang mit Tieren beeinflussen das menschliche Verhalten. Daher ist es insbesondere für die Agrarbranche von großer Bedeutung, ein tieferes Verständnis für die tierethischen Werte der Gesellschaft zu erlangen, um den veränderten Ansprüchen nachhaltig begegnen zu können. Da tierethische Werte den Themenkomplex der Mensch-Tier-Beziehung sehr allgemein erfassen und grundlegende Werte widerspiegeln, sind sie im menschlichen Wertesystem auf der Ebene der bereichsspezifischen Werte einzuordnen. Bereichsspezifische Werte zeichnen sich dadurch aus, dass sie über die Zeit relativ stabil und zu einem gewissen Grad generalisierbar sind. Ziel der vorliegenden Studie ist daher die Entwicklung von reliablen und validen Skalen, mit denen ethische Werte im Kontext der Mensch-Tier-Beziehung erfasst werden können. Die Grundlage hierfür bilden Kernaussagen zentraler tierethischer Positionen aus der Philosophie. Eine konfirmatorische Faktorenanalyse zeigt, dass sich tierethische Werte in der Gesellschaft identifizieren lassen und die entwickelten Skalen über eine gute Reliabilität und Validität verfügen. Des Weiteren geben die deskriptiven Ergebnisse einen ersten Überblick, welche tierethischen Werte in der deutschen Bevölkerung vorliegen. So wird der ursprüngliche Anthropozentrismus, wonach der Mensch mit Tieren umgehen darf, wie er möchte, fast gänzlich abgelehnt. Eine ausgesprochen hohe Zustimmung erfährt hingegen der neue kontrakttheoretische Ansatz („New Deal“), wonach der Mensch Tiere grundsätzlich nutzen darf, ihnen aber im Gegenzug ein gutes Leben ermöglichen muss.