Tempora mutantur, nos et mutamur in illis

Ludwig Theuvsen

Published: 26.05.2009  〉 Jahrgang 58 (2009), Heft 4  〉 Resort: Article  〉  Deutsch
Submitted: N. A.   〉 Feedback to authors after first review: N. A.   〉 Accepted: N. A.
DOI:
N. A.

ABSTRACT

Die Zeiten ändern sich, und wir uns mit ihnen - eine Lebensweisheit, die auch für wissenschaftliche Fachzeitschriften gilt. In diesem Sinne ging am 16. Januar 2009 die federführende Schriftleitung der Agrarwirtschaft: German Journal of Agricultural Economics von Frau Kollegin Karin Holm-Müller, Universität Bonn, auf mich über. Frau Holm-Müller erhielt zum 1. Juli 2008 den äußerst ehrenvollen, aber auch mit viel Arbeit verbundenen Ruf in den Sachverständigenrat für Umweltfragen. Dieses auch als Umweltrat bekannte Gremium wurde bereits 1971 auf Erlass der Bundesregierung eingerichtet - damals noch beim Bundesministerium des Innern - und legt dem Bundesumweltminister gegenwärtig alle vier Jahre ein umfassendes Umweltgutachten vor. Das jüngste Gutachten wurde Bundesumweltminister Sigmar Gabriel am 18. Juni 2008 unter dem Titel "Umweltschutz im Zeichen des Klimawandels" überreicht. Aus Anlass der Berufung in den Umweltrat bat Frau Holm-Müller um Entpflichtung von den Aufgaben als federführende Schriftleiterin der Agrarwirtschaft. Die Mitglieder des Herausgeberbeirats sind diesem Wunsch angesichts der Verdienste von Frau Holm-Müller um die Agrarwirtschaft selbstverständlich nachgekommen und danken ihr für ihr großartiges Engagement im Interesse der Zeitschrift.

Als neuer federführender Schriftleiter habe ich mir zum Ziel gesetzt, in enger Kooperation mit den Kolleginnen und Kollegen im Herausgeberbeirat, der weiterhin an der Humboldt-Universität zu Berlin angesiedelten Redaktion sowie dem Deutschen Fachverlag die erfolgreiche Arbeit meiner Vorgängerin (und deren Vorgängern) fortzuführen. Oberstes Ziel der Arbeit der Schriftleitung und des gesamten Herausgeberbeirats ist es weiterhin, ein für Autoren und Leser attraktives Qualitätsprodukt anzubieten. Die Agrarwirtschaft ist, folgt man dem GEWISOLA-ÖGA-Publikationsranking (DABBERT et al., 2009), die im deutschsprachigen Raum führende Fachzeitschrift für Beiträge aus dem Bereich der Agrarökonomie und ihrer Nachbardisziplinen, die anspruchsvollen Beiträgen sowohl aus dem Bereich der Grundlagen- als auch der anwendungsorientierten Forschung offensteht. Nimmt man die Zahl der Bewertungen einzelner Zeitschriften im Publikationsranking zum Maßstab, so ist die Agrarwirtschaft die mit weitem Abstand meistgelesene Fachzeitschrift. Oder anders formuliert: Wer in der deutschsprachigen agrarökonomischen Forschungslandschaft zur Kenntnis genommen werden will, muss in der Agrarwirtschaft publizieren. Um die Zeitschrift erfolgreich in die Zukunft zu führen, ist dies keine schlechte Voraussetzung!

Die Zielgruppe der Autoren umfasst unverändert Wissenschaftler aus dem Fachgebiet der Agrarökonomie und verwandter Disziplinen sowie wissenschaftlich interessierte Praktiker. Erklärtes Ziel ist es, verstärkt Autoren aus dem Ausland zu gewinnen, nicht nur, aber auch in den Schwerpunktheften der Agrarwirtschaft. Mit dem zzt. in Vorbereitung befindlichen Schwerpunktheft zu "Milk Production and Dairy Markets: Structures, Strategies and Policies", das ich gemeinsam mit meinem Göttinger Kollegen Achim Spiller betreue, ist dies bereits gelungen. Die Zeitschrift wird daher auch zukünftig zweisprachig erscheinen; wir erwarten, dass der Anteil englischsprachiger Beiträge im Zeitablauf tendenziell zunehmen wird. Der Leserkreis setzt sich nach den Vorstellung von Herausgeberbeirat und Verlag überwiegend aus Agrarökonomen in Lehre und Forschung, Studierenden der Agrarwissenschaften sowie an anwendungsorientierter Forschung interessierten Praktikern in Unternehmen, Verbänden und Behörden zusammen.

Entscheidend für die Reputation einer wissenschaftlichen Zeitschrift bei Autoren wie Lesern ist die Ausgestaltung ihres Begutachtungsprozesses. Schon seit vielen Jahren ist die Agrarwirtschaft eine doppelt-blind referierte wissenschaftliche Zeitschrift. Eine Ablehnquote eingereichter wissenschaftlicher Beiträge von jeweils rund 50 % in den Jahren 2007 und 2008 mag aus Sicht nicht erfolgreicher Autoren gelegentlich frustrierend sein; aus der Perspektive der Qualitätssicherung und der Gewährleistung einer hohen Reputation der Zeitschrift ist diese - auch im internationalen Vergleich - vergleichsweise scharfe Auslese dagegen unabdingbar.

Für Autoren ist nicht nur die Ablehnquote bzw. - positiv gewendet - die Erfolgswahrscheinlichkeit relevant, sondern sind auch die Ausgestaltung des Begutachtungsprozesses sowie die Zeitdauer von der Einreichung eines Beitrags bis zu seiner eventuellen Drucklegung von Bedeutung. Für den Review-Prozess bekräftigen Schriftleitung und Redaktion die schon in der Vergangenheit handlungsleitenden Grundsätze:1)

  • Schnelle Reaktion: Die Bestätigung des Eingangs des Beitrags sowie die Auswahl und Ansprache der Gutachter erfolgen unmittelbar nach Einreichung eines Artikels.
  • Zügige Entscheidung: Der Begutachtungsprozess wird schnellstmöglich abgeschlossen. Kommt es zu unvorhergesehenen Verzögerungen, beispielsweise, weil ein Gutachter ausfällt, erhalten die Autoren eine Zwischennachricht.
  • Rasche Drucklegung: Nach der endgültigen Annahme erfolgt die Drucklegung eines Beitrags so schnell wie möglich. Einzelne Beiträge von besonders hoher Aktualität, die beispielsweise von großer Bedeutung für laufende Gesetzgebungsverfahren sein können, werden schneller publiziert, sofern Manuskriptlage und Heftplanung dies zulassen.
  • Faire Gutachterauswahl: Die Agrarwirtschaft garantiert ihren Autoren eine faire Begutachtung ihrer Beiträge durch fachlich kompetente Gutachter, die dem in einem Beitrag gewählten methodischen oder konzeptionellen Ansatz nicht grundsätzlich ablehnend gegenüberstehen.

Als Neuerung im Interesse der Fairness der Begutachtungsverfahren biete ich ab sofort allen Autoren, deren Beitrag abgelehnt wurde oder denen erheblicher Überarbeitungsbedarf signalisiert wurde, die Möglichkeit, den Begutachtungsprozess kritisch überprüfen zu lassen, wenn sie Zweifel an der fachlichen Qualität oder der Unvoreingenommenheit des Begutachtungsverfahrens haben. Sie können mir zu diesem Zweck eine fachlich kompetente Person benennen, die hinreichend unabhängig vom Autor sowie dem Herausgeberbeirat der Zeitschrift ist und der der gesamte Vorgang zur kritischen Überprüfung vorgelegt werden kann mit der Bitte, eine Empfehlung auszusprechen, ob der Begutachtungsprozess ggf. wiederholt werden sollte.

Insgesamt - dies kann als Zwischenfazit festgehalten werden - ist es unverändert das Ziel aller Beteiligten, auch weiterhin einen transparenten, zügigen, fachlich kompetenten und fairen Begutachtungsprozess zu gewährleisten, der weder die Geduld noch die Toleranz der Autoren überstrapaziert.

Als federführender Schriftleiter der Agrarwirtschaft freue ich mich, gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen im Herausgeberbeirat, der Redaktion und dem Deutschen Fachverlag die Geschicke der Zeitschrift mitgestalten zu dürfen. Sollte unsere Arbeit Zustimmung von Seiten der Autoren und Leser erfahren, wäre dies unser höchster Lohn.

Literatur
DABBERT, S., E. BERG, R. HERRMANN, S. PÖCHTRAGER und K. SALHOFER (2009): Kompass für agrarökonomische Zeitschriften: das GEWISOLA-ÖGA-Publikationsranking. In: Agrarwirtschaft 58 (2): 109-113.

1) Dem Kollegen Stephan Dabbert von der Universität Hohenheim gebührt an dieser Stelle Dank für wertvolle Anregungen.

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PROF. DR. LUDWIG THEUVSEN
Georg-August-Universität Göttingen
Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung
Platz der Göttinger Sieben 5, 37073 Göttingen
Tel.: 05 51-39 48 51, Fax: 05 51-39 46 21
E-Mail: Theuvsen@uni-goettingen.de
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