Diese Studie gibt einen Überblick über die neueren Entwicklungen auf den Getreidemärkten Russlands. Eine nähere Betrachtung verschiedener Indikatoren für inländische Produktion, Handel, Verbrauch und Lagerhaltung zeigt, dass die Veränderung der Nettohandelsposition Russlands nicht nur durch gesteigerte Produktivität der Getreideproduzenten erklärt werden kann. Ausgelastete Lagerkapazitäten und verringerte reale Handelskosten nach der Abwertung des Rubels im Jahr 1998 scheinen eine wesentliche Rolle gespielt zu haben. Die Analyse verschiedener wirtschaftlicher Entwicklungen und Auswirkungen von marktpolitischen Maßnahmen erfolgte mit einem Allgemeinen Gleichgewichtsmodell mit 1999 als Basisjahr. Die durchgeführten Simulationen zeigen, dass russische Landwirte kurzfristig von Maßnahmen zur Marktprotektion profitieren, wenn angenommen wird, dass Arbeit und Kapital im Betrachtungszeitraum im Agrarsektor gebunden sind. In einem längerfristigen Betrachtungszeitraum, in dem solche Rigiditäten nicht gelten, wäre eine liberale Handelspolitik auch für den russischen Agrarsektor vorteilhafter.
