Getreidemarkt

Friedrich Uhlmann

Published: 01.01.2000  〉 Heft 1/2000  〉 Resort: Article  〉  Deutsch
Submitted: N. A.   〉 Feedback to authors after first review: N. A.   〉 Accepted: N. A.
DOI:
N. A.

ABSTRACT

Ungünstige Witterungsverhältnisse während der Bestellung und niedrige Weltmarktpreise führten zu einer Einschränkung des Weizen- und Futtergetreideanbaues in wichtigen Produktionsregionen. Der Reisanbau der asiatischen Länder wurde durch die frühzeitig einsetzenden Monsunregen begünstigt. Die vorsichtigen Produktionsschätzungen wurden im Zuge der voranschreitenden Erntearbeiten nach oben korrigiert. Ende November wurde die Weizenernte nur noch 0,6 % und die Futtergetreideernte 1,3 % niedriger als im Vorjahr veranschlagt. Die Reisernte erreichte einen neuen Höchststand.Im abgelaufenen Jahr 1998/99 ist es zwar zu einer Zunahme des internationalen Getreidehandels gekommen, in den Preisen hat sich dies nicht in nennenswertem Ausmaß niedergeschlagen. Der Durchschnitt der Exportpreise verschiedener Weichweizenqualitäten schwankte zwischen 130 und 144 US-$/t. Im Herbst 1998 erreichte er seinem Tiefpunkt, der darauf folgende Anstieg konnte im Frühjahr 1999 nicht mehr gehalten werden. Es kam zu deutlichen Preiseinbußen, die erst zu Beginn des neuen WJ in einem Anstieg mündeten.Die Weltmarktpreise für Getreide lagen deutlich unter den EU-Interventionspreisen. Der Getreideexport der EU konnte 1998/99 nur mit Hilfe von Exporterstattungen erfolgen. Durchschnittlich betrugen sie für Weizen, (Gerste, Roggen und Hafer) 32 EUR/t (60 bzw. 72 bzw. 56 EUR/t). Die Höhe verdeutlicht, dass die in der Agenda 2000 vorgesehene Senkung des Interventionspreisniveaus von 15 % nicht ausreicht, um EU-Getreide automatisch auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu machen.Bei der Preisbildung von Körnermais ist zu berücksichtigen, dass sich US-Mais auf einigen Märkten nicht mehr absetzen lässt, da die Exportunternehmen keine Zusicherungen geben können, dass die einzelnen Partien frei von gentechnisch modifizierten bzw. bestimmten Sorten sind. Unter den Farmern der USA macht sich Unmut darüber laut, dass Verarbeiter und Exportfirmen (z.B. Archer Daniels Midland) eine Trennung der gentechnisch modifizierten Sorten von konventionellen Sorten empfehlen.Die Vermarktung der EU-Getreideernte 1999 wird durch zwei Besonderheiten geprägt:1) Das Jahr 1999/00 ist das letzte Jahr vor Inkrafttreten der Agenda 2000. Das führt dazu, dass der Interventionspreis 2000/01 um 7,5 % gesenkt wird. Der Getreidehandel und die verarbeitende Industrie werden bemüht sein, mit möglichst geringen Beständen das neue WJ zu beginnen. Wenn 1999/00 keine ausreichende Entlastung durch Getreideexporte herbeigeführt wird, ist wieder mit umfangreichen Andienungen an die Interventionsstellen zu rechnen.2) Entsprechend der WTO-Vereinbarung können letztmalig die in den Vorjahren nicht ausgenützten Exportkontingente auf das Jahr 1999/00 übertragen werden. Die Vergabe der Exportlizenzen bis Mitte November 1999 deutet jedoch nicht darauf hin, dass die Kommission ihr Exportprogramm beschleunigen würde. Der Umfang der vergebenen Lizenzen übersteigt weder bei Gerste noch bei Weizen denjenigen des vergleichbaren Vorjahreszeitraums. Die Kommission konnte durch ihre Vergabepolitik die Gerstennachfrage Saudi-Arabiens nützen und bei sinkenden Erstattungen neben der Freigabe von Interventionsbeständen für 1,6 Mill. t Exportlizenzen aus dem freien Markt zuschlagen. Während im Vorjahr der Gerstenexport nur mit Erstattungen möglich war, die doppelt so hoch waren wie diejenigen für Weizen, ist im Herbst 1999 der Fall eingetreten, dass für Weizen höhere Erstattungen aufgewendet werden müssen als für Gerste. Der umfangreich verfügbare Weizen in den Exportländern deutet bisher nicht daraufhin, dass das gedrückte Preisniveau am Weltweizenmarkt in den nächsten Monaten überwunden werden kann. Um eine Entlastung des EU-Weizenmarktes zu erreichen, hat die Kommission erst im November ihre restriktive Exportpolitik aufgegeben und umfangreiche Weizenexporte bei anziehenden Erstattungen bewilligt.Die Vorschätzung der EU-Getreidebilanz lässt für 1999/00 folgende Entwicklungen erwarten: Die kleinere Getreideernte wird durch den Abbau der Überschüsse weitgehend kompensiert. Die Importe insbesondere diejenigen für Körnermais werden geringer als im Vorjahr ausfallen. Die Weichweizen- und Gerstenexporte werden größer veranschlagt als im Vorjahr. Daraus ergibt sich, dass der inländische Verbrauch nicht ganz das Volumen des Vorjahres erreicht. Während der Getreideeinsatz für nahrungs- und industrielle Zwecke nicht wesentlich von demjenigen des Vorjahres abweichen wird, ist mit einem Rückgang der Getreideverfütterung in der Größenordnung von 1 Mill. t zu rechnen. Dieser Rückgang erscheint bei stagnierender Veredlungswirtschaft plausibel.

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Friedrich Uhlmann, Institut für Marktanalyse und Agrarhandelspolitik, Braunschweig
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