Fleischmarkt

Friedrich-Wilhelm Probst

Published: 01.01.2000  〉 Heft 1/2000  〉 Resort: Article  〉  Deutsch
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DOI:
N. A.

ABSTRACT

Nach Überwindung des El Nino-Effektes sind die rückläufigen Rinder- und Kälberschlachtungen in Ozeanien, in West- und Osteuropa, aber auch in Kanada, durch zunehmende Schlachtungen in den USA, in Südamerika sowie in Teilen Asiens leicht überkompensiert worden. Der Welthandel litt anfangs noch unter dem Moratorium Russlands, belebte sich aber später, als die Hilfslieferungen aus den EU-Interventionsbeständen sowie aus Nordamerika anliefen und die wirtschaftliche Depression in Südostasien zu Ende ging. Die Preise erholten sich in Ozeanien und in Nordamerika, erreichten aber (noch) nicht das hohe Niveau von Anfang der 1990er Jahre. Das internationale Handelsvolumen wird auf gut 8,5 Mill. t Schlachtgewicht (SG) geschätzt, was etwa 15 % der um knapp 1 % höheren Gesamterzeugung von rd. 57,5 Mill. t entspricht. Infolge der zu Jahresbeginn erneut um ca. 0,5 % auf rd. 1,48 Mrd. Stück abgebauten Weltrinder- und Büffelbestände zeichnet sich für 2000 ein Produktionsrückgang um 1 % ab.In der EU-15 sind die Lagerbestände durch die Nahrungsmittelhilfe zugunsten Russlands zügig abgebaut worden. Dennoch wurde die schon im Vorjahr nicht ausgeschöpfte WTO-Quote subventionierter Exporte von 1,026 Mill. t (einschl. der Übertragungsmengen) bei eingefrorenen Exporterstattungen wiederum nicht erfüllt. Im letzten GATT-Jahr 2000/01 sinkt die Quote um 63 000 t auf 0,822 Mill. t, die ungenutzten Mengen von 1999/2000 können aber nicht mehr übertragen werden. Die Jungbullenpreise der Handelsklasse R3 bewegten sich meist oberhalb der Auslöseschwelle für Interventionskäufe, die sich insgesamt auf knapp 10 000 t beschränkten. Im Hormondisput mit der EU wurde 1999 noch keine Einigung erzielt. In Deutschland sank die Erzeugung weiterhin; bei unveränderter Mengennachfrage wurden die zunehmenden Exporte weitgehend aus Lagerbeständen bestritten. Dennoch konnten die Preise das Vorjahresniveau nicht halten.Umfang und Struktur der um 1,3 % auf rd. 83,95 Mill. Stück reduzierten EU-Rinderbestände deuten auf eine Abnahme der BEE von Großrindern im ersten Halbjahr 2000, jedoch auf leichte Zunahmen im zweiten, so dass sich für das ganze Jahr kaum Änderungen gegenüber 1999 abzeichnen. Die Kälberproduktion wird nach Auslaufen der Schlachtaktion leicht zunehmen. Die gesamte Rind- und Kalbfleischerzeugung dürfte bei insgesamt höheren Schlachtgewichten nur marginal auf ca. 7,675 Mill. t zunehmen. Außerdem wird der restlose Abbau der Interventionsbestände erwartet sowie eine Abnahme der Exportverfügbarkeiten um knapp 30 % auf rd. 825 000 t; aus der engeren Versorgungslage resultiert eine verstärkte Importnachfrage (400 000 t). Dennoch dürfte sich das Verbrauchsniveau insgesamt kaum ändern. Ähnlich Entwicklungen sind auch in Deutschland zu erwarten. Für höhere Erzeugerpreise bleibt unter den administrativen Rahmenbedingungen praktisch kein Spielraum, zumal die Stützniveaus für Interventionskäufe unter Agenda 2000 sinken und die Exporterstattungen bereits per 18.12.1999 um 5 % gesenkt worden sind.Am Weltschweinemarkt schwächten sich die Zuwachsraten 1999 in Nord- und Lateinamerika sowie in Westeuropa deutlich ab, und einige Regionen Asiens weisen sinkende Schlachtungen auf. Die Preise erholten sich vom extrem niedrigen Niveau des Vorjahres, waren aber noch deutlich geringer als Mitte der 90er Jahre. Das internationale Handelsvolumen mit lebenden Schweinen und Schweinefleisch dürfte einschl. des EU-Binnenhandels um ca. 6 % gestiegen sein und betrüge dann mit rd. 8,85 Mill. t Fleischäquivalent etwa 10 % der noch um 2 % höheren Welterzeugung. Die Weltbestände von Schweinen wuchsen bis Anfang 1999 um 2,3 % auf knapp 857 Mill. Stück; dies deutet auf einen zyklischen Abschwung der Produktion um etwa 1 % auf ca. 85,7 Mill. t im nächsten Jahr hin. In der EU-15 lassen die für 1999 bis zum Herbst beobachteten Schweineschlachtungen weitere Produktionszunahmen in Deutschland, Spanien, Irland und in den Niederlanden, aber rückläufige im UK, in Belgien sowie in einigen Mittelmeerländern erwarten. Die Gesamterzeugung könnte noch um rd. 2 % auf etwa 209 Mill. Stück oder auf rd. 18 Mill. t zunehmen. Die Referenzpreise erreichten den historischen Tiefstand im November 1998, erholten sich in den folgenden Monaten recht mäßig und fielen im Herbst saisonal wieder ab. Die zur Milderung des Preisdrucks bereits am 25.9.1998 eingeführte Aktion von Beihilfen zur privaten Lagerhaltung für ursprünglich 75 000 t mit Exportverpflichtung wurde im Laufe des Jahres u.a. wegen der Dioxinkrise in Belgien mehrfach verlängert und de facto am 13.09.1999 beendet. In der gesamten Aktion waren gut 420 000 t für 4-6 Monate unter Vertrag genommen, darunter ca. 155 000 t in Dänemark sowie jeweils rd. 65 000 t in Deutschland und in den Niederlanden. Die Nahrungsmittelhilfe zugunsten Russlands konnte nur zur Hälfte erfüllt werden und kollidierte zudem mit den massiv geförderten kommerziellen Exporten. Die durch Überhangsmengen aus dem Vorjahr vergrößerte GATT-Quote von rd. 860 000 t wird vermutlich ausgeschöpft. Sie beträgt im letzten GATT-Jahr lediglich 443 500 t.Nach den Schätzungen von EUROSTAT waren die Augustbestände von Schweinen im Vergleich zum Vorjahr mit rd. 127,425 Mill. Stück um gut 1,5 % größer. Die BEE wird im ersten Quartal 2000 um ca. 3 % niedriger geschätzt; für das zweite Quartal zeichnet sich ein Zuwachs um gut 1 % gegenüber dem entsprechenden Zeitraum von 1998 ab. In den folgenden Quartalen könnten die Schlachtungen um 3 - 4 % zurückgehen, womit der Jahresumfang mit ca. 205 Mill. Stück um gut 2 % niedriger wäre. Dabei werden lediglich in Holland und Dänemark steigende, in den meisten anderen Ländern (insbesondere im UK und in Frankreich) aber rückläufige Schlachtungen erwartet. Die Fleischerzeugung könnte in ähnlicher Größenordnung auf rd. 17,6 Mill. t eingeschränkt werden. Bei verminderten Lagerbeständen und etwas reduzierten Drittlandsimporten wird nach Auslaufen der Hilfslieferungen nach Russland ein um rd. 15 % geringeres Exportvolumen von rd. 1,2 Mill. t erwartet. Eine leichte Verbrauchseinschränkung um rd. 1,5 % auf rd. 16,5 Mill. t oder knapp 44 kg ist möglich. Ähnliche Produktionsentwicklungen werden auch in Deutschland vermutet, doch könnten die Zufuhren aus den Nachbarländern wieder zunehmen, die Ausfuhren in Drittländer infolge nicht mehr so massiver Exportförderung aber sinken, so dass sich hier ein weiterer Verbrauchszuwachs um 1 kg auf gut 58 kg SG oder rd. 42 kg Schweinefleischverzehr abzeichnet.Die sinkende Produktion wirkt preisstimulierend, doch deuten die Rahmenbedingungen auf eher verhaltene Positionen. Unter den gegebenen GATT-Restriktionen dürfte mit Senkung der Exporterstattungen zu rechnen sein. Aktionen von Beihilfen zur privaten Lagerhaltung sind eher unwahrscheinlich. Die Übertragung von möglicherweise nicht ausgenutzten Restmengen subventionierter Exporte auf das letzte GATT-Jahr sind nicht mehr möglich. Zudem wird der Marktzutritt für Drittländer durch Kürzung der Importabgaben erleichtert. Kurzfristige Terminkontrakte deuten auf zunächst noch schwache Preise, die sich später vermutlich auf saisonal etwas höherem Niveau bewegen können.Friedrich-Wilhelm Probst

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Friedrich-Wilhelm Probst, Institut für Marktanalyse und Agrarhandelspolitik, Braunschweig
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