„Je ärmer eine Familie ist, einen desto grösseren Antheil von den Gesamtausgaben muss sie zur Beschaffung der Nahrung aufwenden.“ (ENGEL, 1895: 26)
Es muss nicht unbedingt diese Formulierung aus dem Jahr 1895 sein, aber kennen muss das Engelsche Gesetz jeder Student der Wirtschafts- und Agrarwissenschaften, handelt es sich doch um eines der wichtigsten ökonomischen Gesetze, genauer gesagt: um eine der bekanntesten Hypothesen aus der Theorie der Haushaltsnachfrage. Entdeckt hatte der Regierungsrath Dr. Ernst Engel den Zusammenhang zwischen Nahrungsmittelausgaben und Einkommen bereits ca. 40 Jahre zuvor, damals in seiner Funktion als Direktor des Königlich Sächsischen Statistischen Bureaus, als er sich mit den beiden 1855 erschienenen Arbeiten von Ducpetiaux und Le Play beschäftigte, in denen Haushaltsbudgetdaten publiziert worden waren. Besonders ergiebig für seine eigenen Berechnungen, die er 1857 dem Fachpublikum vorstellte, waren die von Ducpetiaux veröffentlichten Daten für belgische Arbeiterhaushalte. So sehr Engel auch die Arbeiten der beiden Autoren schätzte, so deutlich ist doch seine Kritik, dass die Wiedergabe der Daten, wenn sie keine verallgemeinernden Schlussfolgerungen enthält, „zwar Perlen (liefert), aber keine Schnur dazu, an die man sie reihen könnte“ (ENGEL, 1857: 156). Die Verbindung der Perlen zur Kette gelang ihm mit der oben zitierten Schlussfolgerung, die er, in etwas anderer Formulierung, bereits 1857 als „Gesetz“ bezeichnete.