Laut dem Konzept der Europäischen Kommission einer wissensbasierten Bioökonomie soll dem wissenschaftlichen Expertenwissen eine bedeutende Rolle im politischen Entscheidungsprozess zukommen. Hingegen stellt die durchgeführte Printmedienanalyse des deutschen Biokraftstoffdiskurses von 1995 bis 2012 nur eine untergeordnete Rolle wissenschaftlicher Akteure in der Debatte fest. Obwohl weite Teile der Biokraftstoffförderung seit Jahren von wissenschaftlichen Expertengremien als ineffizient abgelehnt werden, halten die Bundesregierung und die EU an dieser Politik fest. Dies wirft die Frage auf, welche Interessen die anhaltende Förderung von Biokraftstoffen tatsächlich vorantreiben. In diesem Zusammenhang untersucht der Artikel das Standing und die Positionierung verschiedener Akteure in den öffentlichen Medien und trägt damit zu einem besseren Verständnis bei, warum die Biokraftstoffpolitik trotz der starken Kritik von Wissenschaftlern gefördert wird. Ein zentrales Ergebnis der Studie besagt, dass die Dominanz einer Koalition aus Biokraftstoffbefürwortern im öffentlichen Diskurs, welche sich vor allem aus politischen und ökonomischen Akteuren zusammensetzt, als ein Grund für die politische Förderung von Biokraftstoffen anzusehen ist.