Der Markt für Zucker 2022

Marlen Haß

Published: 12.04.2023  〉 Volume 72 (2023), Supplement (Deutsch), 1-17  〉 Resort: Articles supplement 
Submitted: 09.03.2023   〉 Feedback to authors after first review: N. A.   〉 Accepted: 16.03.2023

ABSTRACT

Im Zuckerwirtschaftsjahr 2021/22 (ZWJ, Okt.-Sept.) hat sich die im Vorjahr beobachtete Erholung der Weltmarktpreise für Roh- und Weißzucker deutlich verlangsamt. Hauptursache hierfür waren makroökonomische Unsicherheiten. Dabei dominierte zu Beginn des Zuckerwirtschaftsjahres die Entdeckung neuer Corona-Varianten und die damit einhergehende Sorge um erneute, lang andauernde Lockdowns das Marktgeschehen. Zum Ende des Zuckerwirtschaftsjahres haben stark ansteigende Inflationsraten und die damit verbundene Erwartung einer deutlichen Abschwächung des Konsums auf die Preise gedrückt. Trotz einer weltweit knappen Versorgungslage hat sich der Aufwärtstrend an den internationalen Zuckerbörsen somit im Verlauf des ZWJ 2021/22 deutlich verlangsamt, und auch in den kommenden Monaten könnten die Preise weiter unter Druck geraten, da für das ZWJ 2022/23 mit einem globalen Produktionsüberschuss gerechnet wird. Höhere Produktionsmengen werden vor allem für Brasilien und Thailand erwartet, wohingegen sich in der EU-27 aufgrund trockener Witterungsbedingungen ein Rückgang der Zuckererzeugung gegenüber dem Vorjahr abzeichnet. Anders als der Weltmarkt bleibt der EU-Zuckermarkt damit knapp versorgt, wodurch sich das Preisniveau auf dem EU-Binnenmarkt weiter erholen könnte. Bereits in den letzten Monaten des ZWJ 2021/22 war der EU-Zuckerpreis in die Höhe geschnellt und hatte wieder in etwa das Niveau des ZWJ 2016/17 erreicht, dem letzten Jahr vor Aufhebung der Produktionsquoten in der EU. Trotz steigender Preise schreitet die Konsolidierung des EU-Zuckermarktes jedoch weiter voran. So war Deutschland im ZWJ 2021/22 das zweite Jahr in Folge das größte Zucker produzierende Land der EU und hat damit Frankreich an der Spitze des Rankings abgelöst. Polen kann den dritten Platz behaupten. Die Entwicklung des Isoglukosemarktes war dagegen auch im ZWJ 2021/22 wenig dynamisch. Bei einer anhaltend knappen Marktversorgung mit Zucker und weiter steigenden Preisen könnte die Versorgungslücke in der EU jedoch künftig nicht nur durch steigende Zuckerimporte, sondern auch durch einen wachsenden Marktanteil von Isoglukose geschlossen werden. Die zukünftige Entwicklung des EU-Zucker- und Isoglukosemarktes bleibt damit spannend.

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