Im Kalenderjahr 2001 stieg die Weltkuhmilcherzeugung wieder deutlich an und beläuft sich auf knapp 585 Mill. t. Der überwiegende Teil der globalen Produktion entfällt mit 495 Mill. t auf Kuhmilch. Die restlichen 90 Mill. t verteilen sich auf Büffelmilch, Ziegenmilch, Schafmilch und Kamelmilch. Der Produktionsanstieg im Kalenderjahr 2002 liegt in ähnlicher Größenordnung wie 2001. Zu diesem Anstieg hat insbesondere das expansive Milchaufkommen in Ozeanien aufgrund günstiger Witterungseinflüsse und in den USA durch die Produktionsanreize der neuen US-Agrarpolitik beigetragen. Aber auch einige lateinamerikanische Länder sowie einige Staaten in Mittel- und Osteuropa, u.a. Russland und Polen weiteten ihre Milcherzeugung aus. Entsprechend dem weltweit gestiegenen Rohmilchangebot fiel im Jahr 2002 auch die Herstellung von Käse, Butter und Magermilchpulver höher aus als im Vorjahr. Eine weitere Folge war ein deutlicher, weltweiter Bestandsaufbau. Besonders stark nahm die Buttererzeugung zu. Hier spielte vor allem der Produktionszuwachs in Indien eine wichtige Rolle. Auch in der EU und den USA wurde eine Ausdehnung der Butterherstellung verzeichnet, der aber keine adäquate Nachfrage gegenüberstand und die folglich interveniert wurde. Das Wachstum der Weltkäseproduktion hält weiterhin an, wobei es sich jedoch im Vergleich zum Vorjahr verlangsamt hat. Verantwortlich für den Zuwachs war die gestiegene Herstellung in den USA und Australien. Aber auch in mittel- und osteuropäischen Staaten, wie Russland und der Ukraine wurde die Produktion vergrößert. In Europa war in den vergangenen Jahren die stetige Ausweitung der Käseerzeugung ein Ergebnis der BSE-Krise und eines dadurch veränderten Konsumverhalten. Hier scheinen sich aber inzwischen nachhaltige Abschwächungstendenzen abzuzeichnen. Das begrenzte Wachstum der Käseproduktion bei höherem Rohmilchangebot hat zu einer deutlichen Ausweitung der Produktion von Magermilchpulver geführt. Die allgemeine Situation in der Weltwirtschaft spiegelt sich auch im internationalen Handel wieder. Insbesondere in der ersten Jahreshälfte 2002 verlief die Exportnachfrage somit äußerst zurückhaltend. Die verhaltene Nachfrage auf dem Weltmarkt hatte im Zusammenspiel mit einem erhöhten Produktionsaufkommen in wichtigen Erzeugungsregionen starke Preisrückgänge zur Folge. In der zweiten Jahreshälfte belebte sich dann allerdings die internationale Nachfrage durch die niedrigen Preise. Nach Erreichen der Talsohle zur Jahresmitte stabilisierten sich die Preise in der zweiten Jahreshälfte und zogen zuletzt etwas an. Allerdings wird das hohe Weltmarktpreisniveau des Jahres 2001 trotz einer gewissen Belebung im internationalen Handel und einer leichten Abschwächung im weltweiten Produktionswachstum bei weitem nicht erreicht werden. Auch in der EU stellte sich aufgrund der niedrigen internationalen Preise und des gestiegenen Wechselkurses zwischen Euro und US-Dollar die Situation im Jahr 2002 deutlich anders dar als im Vorjahr. So erhöhte die Europäische Kommission in Anbetracht der sich zumeist unter dem Interventionsniveau bewegenden niedrigen Preise die Exporterstattungen und die Absatzbeihilfen für den Binnenmarkt. Nachdem krisenbedingt in der EU-15 die Garantiemenge im Quotenjahr 2000/01 unterschritten worden war, nahmen 2001/02 Anlieferungen und auch Quotenausschöpfung deutlich zu. Auf EU-Ebene wurde das Quotenlimit um 450 000 t leicht überschritten. Auch in den vielen Mitgliedstaaten kam es zu Überlieferungen. Im Allgemeinen wurden die gestiegenen Anlieferungsmengen auf das hohe Preisniveau des Jahres 2001 und günstige Witterungsbedingungen zurückgeführt. Das neue Quotenjahr 2002/03 begann erneut mit einem EU-weit stärkerem Milchaufkommen, wobei im Durchschnitt 3,5 % mehr Milch angeliefert wurde als in den Vorjahresmonaten. Besonders in Großbritannien, Frankreich und Irland wurden erhebliche Zuwachsraten verzeichnet. Die Marktsituation des Jahres 2002 spiegelt sich in den Entwicklungen an den Milchquotenbörsen wider. Die Angebotsmengen an den deutschen Milchquotenbörsen fielen in diesem Jahr sehr hoch aus. Die Quotennachfrage stieg am ersten Börsentermin relativ zum Angebot noch überproportional an. Zu den nachfolgenden Terminen brach die Nachfrage dann dramatisch ein, während gleichzeitig die angebotenen Mengen weiter anstiegen. Die Summe der tatsächlich transferierten Mengen nahm bei diesem krassen Missverhältnis weiter ab. Im Kalenderjahr 2001 wurde ein EU-weiter Durchschnittspreis von 31,61 €/100 kg Milch erzielt. Bereits im Dezember 2001/Januar 2002 begannen die Erzeugerpreise jedoch zu sinken, so dass in der ersten Jahreshälfte 2002 nur noch ein EU-Durchschnitt von 30,70 €/100 kg erzielt wurde. Ursache für die ungünstige Preisentwicklung waren einerseits das gestiegene Milchaufkommen in der EU und andererseits eine weltweit rückläufige Nachfrage.. Besonders stark war der Preiseinbruch in Belgien, den Niederlanden und im Vereinigten Königreich. In Deutschland stiegen die Erzeugerpreise noch bis Februar 2002. Von da an fielen die Preise und lagen im September auf einem Jahresdurchschnitt von 29,40 €/100 kg. Im Vergleich zum Vorjahr entsprach das einem Rückgang um 7,5 %.In der EU insgesamt blieb der Milchviehbestand im Kalenderjahr 2002 weitgehend konstant. Unter den Mitgliedsländern kam es zu kleineren Verschiebungen. Die Milchproduktion in der EU zog im Jahr 2002 wieder leicht an und lag damit knapp über dem Vorjahresniveau. Dieser Zuwachs ist vor dem Hintergrund der hohen Erzeugerpreise im Jahr 2001 sowie der zum Teil sehr günstigen Produktionsbedingungen zu sehen. Leicht rückläufig war die Milchproduktion in Irland, den Niederlanden und Portugal. Der errechnete Milchertrag stieg auch im Jahr 2002 an. Im EU-Durchschnitt hat sich allerdings der Zuwachs verlangsamt. Bei den einzelnen Produkten verliefen die Entwicklungen unterschiedlich: Im Vergleich zum Vorjahr war die Erzeugung von Konsummilch 2002 in der EU insgesamt leicht rückläufig. Ähnlich stellte sich auch die Situation für Sauermilch dar. In der EU insgesamt war die Erzeugung durch einen schwachen Abwärtstrend gekennzeichnet. Im Gegensatz dazu wurde nach dem Rückgang im Jahr 2001 die Butterproduktion wieder ausgedehnt. Fast ungebrochen war der Aufwärtstrend in den ersten acht Monaten des Jahres 2002. Wie schon in den Jahren zuvor war die Butternachfrage auch in diesem Jahr tendenziell rückläufig. Auch der Absatz im Rahmen von Verbilligungsmaßnahmen gab nach. Diese schlechte Nachfragesituation führte zusammen mit der ausgeweiteten Produktion zu einem Absinken der Preise und ließ die Interventionsbestände auf den höchsten Stand der letzten elf Jahre anwachsen. Im Gegensatz zur Entwicklung in den Vorjahren ist die Käseerzeugung der EU in den ersten acht Monaten des Jahres 2002 leicht gesunken. Ursache waren hohe Käsebestände, die in der ersten Jahreshälfte für einen erhöhten Preisdruck sorgten. Angebot und Nachfrage lagen aufgrund der gedrosselten Produktion nicht weit auseinander. Daraufhin erholten sich auch die Käsepreise und zogen wieder an. Die Produktion von Vollmilchpulver ist als Folge der hohen Produktionsausweitung bei den Interventionsprodukten EU-weit stark zurückgegangen. Die Herstellung von Magermilchpulver war entsprechend stark ausgedehnt worden. Die Nachfrage von Magermilchpulver folgte dem allgemeinen Trend und war somit rückläufig. Bei Magermilchpulver kam erschwerend ein durch hohe Preise ausgelöster starker Nachfrageeinbruch in der Futtermittelindustrie hinzu. Die durch BSE und MKS beeinträchtigte Futtermittelindustrie war auf andere Proteinquellen umgestiegen.