6 Die Märkte für Eier und Gefügelfleisch

Karl Frenz

Published: 01.01.2001  〉 Heft 1/2000  〉 Resort: Article 
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ABSTRACT

In der Welt insgesamt ist die ausgewiesene Eiererzeugung von Anfang der Neunziger Jahre bis 1996 mit rd. 5 % p.a. angestiegen. In den letzten Jahren hat die Erzeugung (2000: rd. 55 Mill. t) etwas schwächer zugenommen, und die jährliche Produktionszunahme liegt bei vorsichtiger Schätzung nun bei rd. 2 %. China hat wesentlich zu dieser Entwicklung beigetragen. Sein Anteil an der globalen Erzeugung ist von rd. 22 % im Jahr 1990 auf rd. 40 % am Ende des Jahrzehnts (Produktion 2000: rd. 22,3 Mill. t) angestiegen. Nach China sind die USA das bedeutendste Erzeugungsland (2000: rd. 5 Mill. t). Eine verbraucherfreundliche Preisentwicklung und abnehmende Besorgnis über die gesundheitliche Wirkung des im Ei enthaltenen Cholesterins ließen den Pro-Kopf-Verbrauch (2000: rd. 260 Stück) in den letzten Jahren ansteigen.
Die Versorgung mit Eiern ist je nach Ernährungsgewohnheiten und wirtschaftlicher Entwicklung sehr unterschiedlich. Je Kopf der Bevölkerung standen etwa folgende Eiermengen zur Verfügung: In entwickelten Ländern 1990 15,2 kg und 1999 14,0 kg, in China 7,0 bzw. 17,1 kg, in Entwicklungsländern ohne China 3,6 bzw. 4,0 kg und in den am wenigsten entwickelten Ländern 1,1 bzw. 1,2 kg. Der Rückgang in den sogenannten entwickelten Ländern in den 90er Jahren ist vor allem auf die Produktionsminderung im Gebiet der ehemaligen UdSSR zurückzuführen. Zudem ist in den übrigen Ländern der Gruppe der Bedarf weitgehend gesättigt und weist allenfalls moderate Steigerungen auf. In den am wenigsten entwickelten Ländern fehlt die Kaufkraft, um relativ teure tierische Lebensmittel zu kaufen. Das zu einer umfangreichen Produktion von Geflügelerzeugnissen notwendige Getreide dient vornehmlich der unmittelbaren menschlichen Ernährung, ohne einen letztlich mit Energie- und Eiweißverlusten verbundenen Weg über das Tier zu nehmen.
Die Art der Hühnerhaltung beschäftigt nicht nur Öffentlichkeit und Politik in Europa.
Mit Blick auf den internationalen Handel sind Regelungen nötig, welche Tier- und Umweltschutz unterstützen und verhindern, dass die Produktion in Regionen ausweicht, die beide Aspekte nicht oder nur unzureichend berücksichtigen. So könnten z.B. entsprechende Standards in der WTO verankert werden.
Für das Jahr 2000 und die EU insgesamt werden folgende Zahlen geschätzt: Eierproduktion 5,23 Mill. t (-2 %), menschlicher Verbrauch 4,7 Mill. t (-1,9 %), Pro-Kopf-Verbrauch 12,5 kg (1999 12,7 kg). Für die erste Hälfte des Jahres 2001 wird eine Erzeugung in Höhe des Vorjahres erwartet. Im weiteren Verlauf wird von einem Anstieg ausgegangen. In Deutschland ist die Erzeugung im Jahr 2000 auf 875 000 t (+1 %) angestiegen, wohingegen sich der Gesamtverbrauch (1,125 Mill. t), und der Pro-Kopf-Verbrauch (13,7 kg) kaum verändert haben. Der errechenbare potenzielle Hennenbestand lässt vermuten, dass die deutsche Erzeugung im ersten Halbjahr 2001 deutlich höher sein wird als im 1. Halbjahr 2000.
Die Welterzeugung von Geflügelfleisch (2000: rd. 66 Mill. t) stieg in den 90er Jahren durchschnittlich mit rd. 5 % p.a. an. China stellt mit rd. 12,4 Mill. t (2000) fast 19 % der globalen Geflügelfleischproduktion. Dort nimmt der Geflügelfleischverbrauch pro Kopf (2000: ca. 9,7 kg) jedoch nur noch mäßig zu. Die Wirtschaftskrise in Ostasien dämpfte die Entwicklung der Geflügelproduktion dieser Region gegen Ende der 90er Jahre. Mit der wirtschaftlichen Erholung steigen auch Produktion und Verbrauch von Geflügelfleisch, z.B. in Indonesien und Malaysia, wieder an. Die USA vereinigen rd. ein Viertel der globalen Geflügelfleischerzeugung auf sich. 1999 sind Produktion und Verbrauch (pro Kopf: 1998: 46,7 kg; 1999: 49,1 kg; 2000: ca. 49,8 kg) besonders stark angestiegen. Die amerikanischen Anbieter sehen sich auf dem Weltmarkt einem starken Wettbewerb ausgesetzt. Die USA tätigen mit rd. 2,7 Mill. t (2000) fast die Hälfte der globalen Geflügelfleischexporte (ohne Binnenhandel der EU). Die Ausfuhren Brasiliens stiegen 2000 u.a. abwertungsbedingt besonders stark an (rd. 0,9 Mill. t, geschätzt). Da Brasilien ähnlich wie die EU traditionell große Mengen in den Nahen Osten liefert, gerät der Export der EU dorthin unter starken Wettbewerbsdruck, dem die EU bei eingeschränkten Exporterstattungen (WTO) nicht voll gewachsen ist.
Die Geflügelfleischerzeugung der EU, die etwa 13 % (1999: rd.8,9 Mill. t) der Welterzeugung ausmacht, wuchs 1998 mit rd. 2 % und 1999 mit weniger als 1 %. Der Pro-Kopf-Verbrauch (1999: rd. 21,7 kg) stieg ebenfalls kontinuierlich an. Dazu haben deutlich sinkende Preise beigetragen. Die niedrigen Produktpreise 1998 und 1999 waren z.T. bedingt durch Preiszugeständnisse und Mengeneinbußen im Export in Drittländer, welche von dem zunehmenden Wettbewerbsdruck auf dem Weltmarkt erzwungen wurden. 1999 kam die Dioxinkrise hinzu, die das Vertrauen der Verbraucher in die Produktqualität erschütterte. Es zeigte sich u.a. auch in Deutschland, dass vor allem importierte Ware von der Kaufzurückhaltung betroffen war. Für die längerfristige Entwicklung ist es wichtig, dass die Erzeugung in einer Weise erfolgt, die von der Gesellschaft akzeptiert wird. Ein einheitliches Niveau der Standards für Tierschutz und auch für Umwelt und Hygiene in allen Produktionsbereichen, z.B. auch in der Haltung von Wassergeflügel, ist notwendig, wenn die EU solche z.T. kostenträchtige Standards nach außen glaubhaft vertreten und in entsprechenden internationalen Vereinbarungen zum internationalen Handel absichern will.
Für das Jahr 2000 wird die Geflügelfleischerzeugung der EU auf ca. 8,70 Mill. t (-2 %) geschätzt. Bei einem gegenüber Drittländern leicht verminderten Nettoexport von 750 000 t (1999 ca. 768 000 t) resultiert ein Verbrauch von rd. 7,95 Mill. t entsprechend 21,1 kg/Kopf.
Die deutsche Geflügelproduktion im Jahr 2000 wird auf 865 000 t (+7 %) geschätzt. Der Nettoimport dürfte auf 425 000 t (1999: 442 000 t) zurückgehen, u.a. wegen des pestbedingten Produktionsausfalls in Italien, der größere Exporte dorthin zur Folge hatte. Daraus resultiert ein Verbrauch im Jahr 2000 von 1,26 Mill. t entsprechend 15,3 kg/Kopf.
Es wird erwartet, dass Geflügel wegen der gegen Ende 2000 wieder verstärkt in den Blickpunkt geratenen BSE-Problematik im Wettbewerb zwischen den Fleischarten Marktanteile gewinnen wird, weil bei Vögeln kaum BSE vermutet wird. Die Produktion von Geflügel, insbesondere von Hähnchen, kann sich rasch dem Bedarf anpassen. Sie wird in der EU wohl wieder zunehmen und 2001 den Stand von 1999 übertreffen.

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