3 Der Markt für Zucker

Ulrich Sommer

Published: 01.01.2001  〉 Heft 1/2000  〉 Resort: Article 
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ABSTRACT

Ungünstige Witterungsverhältnisse vor allem in Brasilien und Australien haben im Zuckerwirtschaftsjahr 2000/01 dazu geführt, dass zum ersten Mal seit 1993/94 die weltweite Nachfrage nach Zucker höher war als die Produktion. Obwohl die gesamten Bestände als Folge davon nur um ca. 8 % abgebaut werden müssen, sind die Weltmarktpreise im Laufe des Jahres um mehr als 100 % gestiegen.
Die weitere Entwicklung am Weltzuckermarkt ist äußerst schwierig einzuschätzen. Entscheidend werden die Entwicklungen u.a. in Brasilien, Australien, den wichtigsten asiatischen Märkten und in den Ländern des North Atlantic Free Trade Agreement (NAFTA) sein. Der Produktionsrückgang in Brasilien im Jahr 2000 ist vor allem auf die extreme Trockenheit im Süden des Landes, dem Hauptanbaugebiet für Zuckerrohr, zurückzufüh-ren. Deren Auswirkungen wurden durch ein geringes Ertragspotential verstärkt, das durch zu geringen Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden in den Jahren 1997-99 als Folge niedriger Rohrpreise bedingt ist. Die Ent-wicklung der Weltmarktpreise, verglichen mit Produktionskosten in Brasilien von ca. 4 - 6 cts/lb Rohzucker, hat inzwischen schon zu verstärkten Anpflanzungen von Zuckerrohr geführt. Da jedoch auch diese Neuanpflanzun-gen von der Trockenheit betroffen sind, wird im nächsten Jahr (2001/02) noch nicht mit einem starken Produkti-onszuwachs gerechnet, wohl aber für 2002/03. Die Produktion von Zucker könnte jedoch auch im kommenden Jahr schon wieder ansteigen, wenn die Öl- und damit auch die Alkoholpreise nachgeben. Australiens Zucker-wirtschaft hat in diesem Jahr ebenfalls unter Trockenheit und zusätzlich unter Pilzbefall des Rohrs gelitten, wo-durch die Erzeugung um ca. 10 % geringer war als im Vorjahr. Hinzu kommt, dass die Landwirte nicht von den gestiegenen Zuckerpreisen profitieren konnten, da der Großteil ihrer Ernte von der Industrie frühzeitig zu niedri-gen Preisen aufgekauft worden war. Aufgrund der "außergewöhnlich schlechten Lage" der Zuckerrohrerzeuger hat das Landwirtschaftsministerium daher finanzielle Unterstützung in Höhe von 83 Mill. A$. Es ist zu erwarten, dass die Produktion das vorherige Niveau wieder erreicht. Diese Finanzhilfe ist jedoch insofern problematisch, als Australien bisher für den Abbau jeglicher Subventionen plädiert hat und durch diese Maßnahme seine eigene Position in den künftigen WTO-Verhandlungen schwächen dürfte. Spätestens im Jahr 2001 sind Rückwirkungen auf den Weltmarkt auch von den Vereinbarungen zwischen Mexiko und den USA im Rahmen des NAFTA zu erwarten, wenn sich die Zuckermarktpolitik der USA nicht ändert. Nach diesen Vereinbarungen darf Mexiko ab Oktober 2000 seine Exporte in die USA erheblich steigern. Über die Höhe der erlaubten Exporte bestehen jedoch unterschiedliche Auffassungen. Mexiko interpretiert die Vereinbarungen des Abkommens dahingehend, dass es vom 1. Oktober 2000 an seinen gesamten Überschuss (dies wären ca. 600 000 t) in die USA liefern darf. Die USA weisen jedoch auf ein "side-letter agreement" hin, in dem vereinbart sein soll, dass Mexiko lediglich seinen Nettoüberschuss, aber höchstens 250 000 t exportieren darf. Mexiko will diese zusätzliche Vereinbarung jedoch nicht unterschrieben haben. Aber auch schon Exporte von 250 000 t erfordern Maßnahmen in der Zuckermarkt-politik der USA zur Vermeidung bzw. Beseitigung von Überschüssen. Da die USA ihre Importe schon auf das im GATT-Abkommen vereinbarte niedrigste Niveau reduziert haben, kann ein weltmarktneutrales Marktgleich-gewicht nur durch eine Verringerung der Eigenproduktion erreicht werden. Jede andere Lösung, sei es eine An-rechnung der mexikanischen Exporte in voller Höhe auf die Zollquote (Tariff Rate Quota) oder eine Verwen-dung des im Rahmen der Preisstützung (loan-program) an die Commodity Credit Corporation (CCC) übereigne-ten Zuckers als Nahrungsmittelhilfe, hat eine Reduzierung der Weltmarktimporte zur Folge. Es ist zu befürchten, dass die USA zur Lösung dieses Problems Maßnahmen ergreifen, die weniger die US Landwirtschaft sondern den Weltmarkt belasten werden.
In der EU ist 2000/01 die Anbaufläche um ca. 7 % reduziert worden. Vor Beginn der Aussaat waren die Weltmarktpreise sehr niedrig. Es musste daher davon ausgegangen werden, dass im gesamten Jahr weniger als die nach dem GATT-Abkommen maximal mögliche Menge von 1,27 Mill. t mit Erstattungen exportiert werden kann und auch die variablen Produktionskosten für C-Zucker nicht durch die Weltmarktpreise gedeckt werden. Außerdem war der Übertrag von Zucker aus dem ZWJ 1999/2000, der auf die Quotenproduktion des folgenden Jahres angerechnet wird, relativ hoch. Nach den letzten Schätzungen dürfte die Produktion in der EU bei ca. 16,5 Mill. t liegen, zu denen noch der Übertrag aus dem Vorjahr von 1,6 Mill. t addiert werden muss. Unter der Annahme, dass der Verbrauch bei ca. 12,85 Mill. t liegt, ergibt sich ein Überschuss von ca. 5 Mill. t. Die Kom-mission geht davon aus, dass davon 1,7 Mill. t auf das folgende ZWJ übertragen werden, so dass für den Export ca. 3,3 Mill. t zur Verfügung stehen. Um die GATT-Bestimmungen einhalten zu können, wurde im ZWJ 2000/01 die Höchstquote der EU um 498 800 t reduziert und der für die Gemeinschaftsraffinerien angenommene Höchstbedarf um 8 365 t verringert.

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Ulrich Sommer, FAL-MA, Bundesallee 50, D-38116 Braunschweig
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